Was
ist Sozialpolitik ?

Sozialpolitik ist ein interdisziplinaerer und angewandter Wissenszweig,
der sich insbesondere mit den Analysen der gesellschtlichen
Erwartungen bezüglich sozialer Bedürfnisse beschaeftigt.
Soziale
Probleme und Risiken betreffen jeden, aber nur wenige Menschen
können die Folgen und Risiken aus eigener Kraft bewältigen.
Unter
Sozialpolitik lassen sich all jene Maßnahmen verstehen, mit denen
dem Entstehen sozialer Risiken vorgebeugt, soziale Risiken
ausgeglichen und das Einkommens-, Versorgungs- und Lebenslagenniveau
einzelner Personen oder Personengruppen, unter der Vorausstezung,
dass der Erhalt der sozialen Gerechtigkeit sowiet wie möglich
gesichert wird, verbessert werden soll. Dabei isr Vorausstezung,
dass lebensnotwendige soziale Bedürfnisse gedeckt werden.
In vielen
europaeischen Laendern, in denen der Sozialstaat eine wichtige Rolle
bei der Ausübung der Sozialpolitik ausübt, nimmt nahezu die gesamte
Bevölkerung Leistungen der Sozialpolitik in Anspruch: So ist die
weit überwiegende Mehrzahl der Menschen in den Schutz der
gesetzlichen Krankenversicherung einbezogen.
Die ältere
Generation bestreitet ihren Lebensunterhalt in erster Linie aus
Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung. Viele Menschen
greifen zudem auf die kommunalen sozialen Dienste und Einrichtungen
zurück oder beziehen Leistungen wie Wohngeld oder Kindergeld. Die
Maßnahmen, Leistungen und Einrichtungen der Sozialpolitik
beeinflussen damit sehr nachhaltig die Lebenslage der Bürgerinnen
und Bürger.
Die
staatliche Sozialpolitik, die im vorigen Jahrhundert als eng
begrenzte Arbeiter- und Armenpolitik begann, hat sich heute in
zahlreiche Teilbereiche ausdifferenziert. Im Ergebnis entstand ein
weit ausgreifendes System der Sozialen Sicherheit (Sicherung),
das nicht erst bei existenzbedrohenden Notlagen und „Bedürftigkeit“
eingreift.
Die
Sozialversicherung ist als wichtigster Teil der Sozialen
Sicherung eine auf gesetzlicher Grundlage (Sozialgesetzbuch)
beruhende Pflichtversicherung, vor allem für Arbeiter und
Angestellte. Sie gliedert sich in die Versicherungszweige wie z.B.
in die Rentenversicherung, Krankenversicherung,
Arbeitslosenversicherung und Unfallversicherung.
Im
internationalen Vergleich weist das deutsche System der
Sozialversicherung eine hohe Leistungsfähigkeit auf, die mit ihren
Elementen Lohn- und Beitragsorientierung, Lohnersatz und
Leistungsdynamik, sozialer Ausgleich sowie paritätische
Mittelaufbringung und Selbstverwaltung sich als gut geeignet
erwiesen hat, die großen Lebensrisiken wie Invalidität, Alter,
Krankheit, Pflegebedürftigkeit, Arbeitslosigkeit, Unfall zuverlässig
und solidarisch abzusichern.
Konstitutiver Bestandteil der Sozialversicherung, der sie sowohl von
der Privatversicherung als auch von Fürsorgesystemen unterscheidet,
ist vor allem die Verknüpfung von Versicherungs- und Solidarprinzip.
Hier ergänzen sich Eigenverantwortung und sozialer Ausgleich,
Leistungsorientierung und Lebensstandardsicherung.
Soziale
Sicherheit
bezeichnet aber nicht nur die materielle Existenzsicherung, sondern
er umfasst die Gewahrleistung des sozialen Zusammenlebens insgesamt.
İn diesem Sinne kann soziale Sicherheit als “Ermöglichung von
Teilhabe und Teilnahme aller Angehörigen der Gesellschaft an der
gesellschaftlichen Entwicklung und am sozialen Leben” defieniert
werden.
Es ist
deshalb wichtig den sozialen Zusammenhalt (Solidaritaet) als
anerkannte Werthaltung zu staerken. Religionen und insbesondere die
sozial islamische Weltanschaung (Sozial Islam) misst der
Solidaritaet und dem individuellen Solidaritaetsbewusstsein eine
grosse Bedeutung bei. Solidaritet, im İslam umfasst mehrere Aspekte:
-
Solidaritaet mit der
gesamten Gesellschaft ohne Ausgrenzung der religiösen, kulturellen
und ethnischen Minderheiten.
-
Solidaritaet mit
allen Benachteiligten, Schutz-Hilfsbedürftigen und Armen.
-
Solidaritaet mit den
Nachbarn (ob arm oder reich).
-
Solidaritaet mit den
Verwandten (ob arm oder reich).
-
Solidaritaet mit
Pflegebedürftien und Alten (Behinderte; Betagte).
Die ethische
Begründung für Solidaritaet liegt in der natürlichen-gesunden
Veranlagung des Menschen gegenüber Mitgieder der Geselschaft
barmherzig und gerecht zu sein. Auch die islamische Weltanschung
sieht in den zwei ethischen Haltungen (Barmherzigkeit und
Gerechtigkeit) die Quelle für den Aufbau einer gesunden
Sozialordnung, in der Menschenwürde erst garantiert werden können.
Solidarität
ist gefragt, auch noch – oder gerade – in unserer heutigen, so auf
Individualismus bedachten Gesellschaft. In früheren
Gesellschaftsformen war die soziale Sicherheit durch die Familie
garantiert. Die Kinder wurden aufgezogen, ausgebildet, arbeiteten
und sorgten dafür dann für die Alten. Auch bei Krankheit oder einem
Unfall kümmerte sich die Familie. Diese Familien-Solidarität hat
sich im Zuge der Entwicklung hin zur Klein- bzw. Kleinstfamilie
ständig zurückgebildet. Viele Eltern haben kaum noch Zeit für die
Kinder, weil sie ihren Berufen nachgehen – umgekehrt haben später
die Kinder aus denselben Gründen keine Zeit, sich um ihre
pflegebedürftigen Eltern zu kümmern.
Aufgabe der
Sozialpolitik ist es deshalb, das soziale Netz so eng zu
knüpfen, dass im Notfall niemand „durch die Maschen fällt“.
Andererseits muss aber auch noch genügend Spielraum für
Eigeninitiative bleiben. Das beginnt bei der Eigenbeteiligung an den
Gesundheitskosten und geht über die Zuzahlung zu den Kosten eines
Krankenhausaufenthaltes oder einer Rehabilitationsmaßnahme bis hin
zur zusätzlichen privaten Altersvorsorge.
Die
moderne Sozialpolitik bleibt, anknüpfend an die Bismark’sche
Sozialversicherungsgesetzgebung, vorrangig
Sozialversicherungspolitik, greift aber in zunehmenden Maße über
den Kreis der abhängig Erwerbstätigen hinaus und schließt
Familienangehörige, Selbstständige und andere außerhalb abhängiger
Arbeit angesiedelte soziale Gruppen mit ein.
Träger der
modernen Sozialpolitik ist in erster Linie der Staat. Der
Sozialstaat, mit anderen Worten, die staatliche Sozialpolitik
ist verpflichtet mit seinen öffentlich rechtlichen Körperschaften
(Sozialversicherungsanstalten) und anderen Fürsorgeinstitutionen
aktif am Aufbau eines Sozialsystems mitzugestalten.
Seitens des
Staates wird die Durchführung einzelner sozialpolitischer Aufgaben
auch auf nichtstaatliche Institutionen übertragen. Die private
Sozialpolitik kann in religiöse, betriebliche, gewerkschaftliche
oder auch allgemein karitative Sozialpolitik aufgeschlüsselt werden.
Zu den
Mitteln staatlicher Sozialpolitik in Deutschland gehören vor
allem:
-
Gesetzliche (nichtfinanzielle) Maßnahmen, die die gesellschaftliche
Stellung sozial schwächerer Gruppen absichern sollen (z. B.
Arbeitsrecht, Kündigungsschutz),
-
Die
Bereitstellung öffentlicher Güter, die sonst auf Grund ihrer
Anschaffungs- und/oder Unterhaltskosten Privileg weniger wären (z.
B. Bäder, Verkehrsmittel, usw.),
-
Steuererleichterunge an nach sozialen Kriterien abgrenzbare
Personengruppen
-
direkte
finanzielle Zuwendungen an nach sozialen Kriterien abgrenzbare
Personengruppen z. B. in Form von Sozialhilfe, Kindergeld, Wohngeld,
-
Maßnahmen der Sozialversicherung und der Versorgung.
-
Soziales Entschädigungsrecht (z.B. Opferentschädigung,
Soldatenversorgung).
-
Sozialarbeit (Familien-Kinder- und Jugendhilfe).
Die Sozialleistungen umfassen alle
Geld- und Sachleistungen, die privaten Haushalten oder
Einzelpersonen vom Staat bzw. öffentlich rechtlichen Körperschaften
oder von Unternehmen zur Deckung bestimmter sozialer Risiken und
Bedürfnisse gewährt werden. Sie dienen der sozialen Absicherung
gegenüber Risiken, dem Familienlastenausgleich sowie anderen
sozialpolitischen Aufgaben wie der Jugendhilfe oder der
Unterstützung behinderter Menschen. Finanziert werden sie im
wesentlichen durch die Beiträge der Versicherten und der Arbeitgeber
sowie durch Zuweisungen des Staates.
Am deutlichsten werden die Strukturen und
Zusammenhänge des Systems der sozialen Sicherung im Sozialbudget
der einzelnen Staaten. Diese jährliche Zusammenstellung bietet
einen Überblick über die sozialen Leistungen der staatlichen
Einrichtungen, der öffentlichen Körperschaften und der Arbeitgeber.
Die erforderlichen Finanzmittel für die im
Sozialbudget festgehaltenen Sozialausgaben kann der
Sozialstaat nicht aus sich selbst heraus produzieren. Der Staat ist
darauf angewiesen, diese Ausgaben aus Steuern und Beiträgen zu
finanzieren. Diejenigen Personen und Haushalte, die keine oder keine
ausreichenden Einkommen beziehen, erhalten durch Umverteilung
Anteile an den Einkommen der anderen.
Begünstigte sind diejenigen, die nicht (mehr)
am Erwerbsprozess teilnehmen können (z. B. ältere Menschen,
Erwerbsunfähige, Arbeitslose) oder deren Einkommen aufgestockt
werden muss, weil z. B. Kinder zu unterhalten oder die
Mietbelastungen zu hoch sind. Belastet werden im Gegenzug jene,
deren Markteinkommen durch Steuern und Beiträge vermindert werden.
Sozialpolitik ist also immer eine Politik der Einkommensumverteilung,
welche die reine Marktverteilung korrigiert.
Die
wichtigsten Geldleistungen der Sozialen Sicherheit in Deutschland
Schutz
der Beschaeftigten in der Türkei
Soziale
Grundprobleme in der Türkei
Geschichte
der deutschen sozialpolitischen Gesetzregelungen (Gegliedert nach
chronologischer Reihenfolge)
Gencer,
Mustafa; "Das Verhältnis zwischen Juden, Christen und Muslimen im
Osmanischen Reich", Loccumer Protokolle 28/03, 4. Interregiösen
Sommerunivesität 2003, Einführung; 129-142.
Gencer,
Mustafa; "40 Jahre Türken in Deutchland: Bewusstseinswandel durch
Migration", Avrupa Günlüğü, Yıl:2, Sayı:2, 2001: 121-132.
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